Fair­han­del statt Frei­han­del — mit gerech­ten Bedin­gun­gen unse­re Welt bes­ser machen!

Frei­han­del spielt für die Aus­ge­stal­tung der glo­ba­len Wirt­schafts­ord­nung eine zen­tra­le Rol­le, indem er Han­dels­bar­rie­ren abbaut und die Glo­ba­li­sie­rung der Wirt­schaft vor­an­treibt. Jedoch führt Frei­han­del gezielt zu einem Umbau von Staa­ten, indem Wett­be­werbs- und Eigen­tums­rech­te gelo­ckert wer­den und indem die Pri­va­ti­sie­rung von Eigen­tum und Boden sowie die Aus­beu­tung neu­er Märk­te vor­an­ge­trie­ben wird. So setz­te die EU-Kom­mis­si­on bspw. im CETA-Ver­trags­text die Nie­der­schrei­bung einer Nega­tiv­lis­te durch. Nega­tiv­lis­ten umfas­sen die­je­ni­gen Märk­te im Ver­trags­text, die von einer Pri­va­ti­sie­rung aus­ge­nom­men sein sol­len – alle ande­ren Sek­to­ren jedoch, im CETA-Ver­trag auch sen­si­ble Infra­struk­tur­in­dus­trie, wie die Tele­kom­mu­ni­ka­ti­on, die Ener­gie, das Trans­port­we­sen oder die Post, sind den Regu­la­ri­en des frei­en Mark­tes voll­stän­dig unter­wor­fen. Wo pri­vat und öffent­lich dann den­noch mit­ein­an­der kon­kur­rie­ren, wird die Macht der öffent­li­chen Betrie­be beschränkt und der Weg für wei­te­re Pri­va­ti­sie­run­gen geeb­net. Das Resul­tat ist eine mas­si­ve Kräf­te­ver­schie­bung zuguns­ten pri­va­ter Akteu­re durch die Abkopp­lung wirt­schaft­li­cher Kräf­te von demo­kra­ti­scher Kon­trol­le und öffent­li­cher Ver­ant­wor­tung. Und auch der EU-Außen­han­del führt größ­ten­teils dazu, dass die ande­ren Ver­trags­staa­ten außer­ge­setz­lich zur Ein­hal­tung „wirt­schafts­kon­for­mer“ Regeln gezwun­gen wer­den.

EU-Frei­han­dels­ab­kom­men ebnen dar­über hin­aus den Weg für die Ver­fes­ti­gung neo­ko­lo­nia­ler Aus­beu­tungs­ver­hält­nis­se im glo­ba­len Süden, die den Auf­bau einer eigen­stän­di­gen Wirt­schaft und die loka­le Wert­schöp­fung dort nach­hal­tig behin­dern. Flucht­be­we­gun­gen aus den betrof­fe­nen Staa­ten wer­den an den EU-Außen­gren­zen jedoch nicht als asyl­be­rech­tigt aner­kannt. Kon­ser­va­ti­ve und Rech­te reden dann von „ille­ga­ler Migra­ti­on“ und „Zuwan­de­rung in die Sozi­al­sys­te­me“. 

Wer eine gerech­te­re Welt und die effek­ti­ve Bekämp­fung von Flucht­ur­sa­chen möch­te, darf des­halb von der tosen­den Unge­rech­tig­keit des Welt­han­dels nicht schwei­gen. Im EU-Par­la­ment wer­de ich mich für ein Ende des neo­li­be­ra­len Frei­han­dels und für eine neue und gerech­te Außen­han­dels­po­li­tik ein­set­zen; dazu gehört vor allem eine weit­ge­hen­de Reform der Euro­päi­schen Wirt­schafts­ab­kom­men (EPA). Han­del soll­te zu bei­der­sei­ti­gem Nut­zen füh­ren und demo­kra­ti­sche Insti­tu­tio­nen in Staat und Wirt­schaft, hier wie dort, stär­ken; Mensch und Natur sol­len künf­tig nicht mehr von trans­na­tio­na­len Unter­neh­men aus­ge­beu­tet wer­den kön­nen. Die Wert­schöp­fung der För­de­rung von natür­li­chen Res­sour­cen muss des­halb in Zukunft lokal statt­fin­den – und nicht in den Fir­men­zen­tra­len euro­päi­scher Groß­kon­zer­ne.